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Weihnachten, Wüstenfuchs, Westküste

Nach mehreren Tagen „nur wir“ (neben Einheimischen und Dromedaren; keine anderen Reisenden) an den Dünen der Erg Chebbi kurbeln wir das Dachzelt hinunter, verstauen unsere sieben Sachen und starten den Bus. Schluchten, Oasen, Weihnachten und eine Neujahrs-Wüstendurchquerung mit Dromedaren liegen vor uns, bevor wir die Atlantikküste ansteuern …


Vorerst lassen wir Sand und Staub hinter uns. Aus der Erg Chebbi kommend tauchen wir in den Atlas ein. Waren die Nachttemperaturen in der Wüste bereits frostig, so sind sie in den Schluchten der Todra und des Dadés (wo wir auf 1700 Metern übernachten) eisig. Unsere Schlafsack-Decken-Kombi bewährt sich und wir haben es in beiden Schlafbereichen (Dachzelt und Bus) kuschelig warm. Wohl den Temperaturen wegen sind wenig andere Reisende anzutreffen. Wir sind nach wie vor (beinahe) die einzigen SelbstfahrerInnen auf weiter Flur.


Auf Dauer ist es uns jedoch im Atlas zu kalt, denn erst nachdem die Sonne hinter den hohen Bergen hervor kommt wird es langsam wärmer, bleibt aber auch tagsüber kühl. Wir drehen das Ruder und steuern wieder in Richtung Sandwüste.


Durch das von Palmen geprägte Tal der Dràa kommen wir in die kleine Stadt Zagora. Weihnachten steht vor der Tür. Zum Glück findet uns das Christkind! Es schmückt eine Palme und bringt kleine Trommeln und Dromedare aus Leder für Nathalie und Merle. Die Weihnachtspizza in einem der Lokale Zagoras schmeckt … interessant marokkanisch (Zitronenschale und Kreuzkümmel statt Oregano). Am abendlichen Lagerfeuer schallen weihnachtliche Trommelklänge …


Im kleinen staubigen Wüstenort M‘Hamid geht es mit unserem Auto nicht mehr weiter und wir schließen uns einer kleinen Reisegruppe an, die mit unserem langjährigen Partner Weltweitwandern unterwegs ist. Für mehrere Tage sind wir mit Geländewagen und Dromedaren in der Erg Chigaga und wandern ins Neue Jahr.


Die Weltweitwandern „Wüstenfuchs“ Tour ist speziell auf Kinder zugeschnitten, entsprechend jung ist auch das Publikum. Nathalie und Merle sind die Küken und verstehen sich mit den anderen Kindern auf Anhieb. Gewandert wird mit der Unterstützung von Dromedaren. Das Gepäck und die Ausrüstung bringen Land Rover voraus an den abendlichen Lagerplatz. Es gibt viel Zeit zum Spielen und Erforschen der herrlichen Dünenlandschaft. Hier kommt auch unser knallrotes Zelt erstmals auf dieser Reise zum Einsatz. Die Tage sind ausgefüllt und spannend. Abends flackert das Lagerfeuer und in der Glut bäckt das Brot für den kommenden Tag …


Der Abschied von den neugewonnen FreundInnen fällt schwer und die Kinder drücken sich fest, bevor sich unsere Wege in Foum Zguid wieder trennen. Nachdem Philipp unser in M‘Hamid geparktes Auto wiedergeholt hat,  bewegen wir uns weiter in Richtung Südwesten. Die Landschaft ist karg und wüstenhaft.


In der Kleinstadt Tata biegen wir in einen Campingplatz ein und erleben, wovon wir bisher nur gehört  hatten. Wir tauchen erstmals in die Masse der Überwinterungstouristen ein. Riesige Wohnmobile stehen knapp an knapp in Reihe und Glied (für mehrere Monate geparkt) nebeneinander. Es sind PensionistInnen, die hier die Wintermonate im Sonnenschein absitzen, bevor es im Frühjahr wieder zurück in die Heimatländer geht. Die Atmosphäre ist  eigenartig anonym und wir fühlen uns komplett fehl am Platz, auch wenn wir plötzlich nicht mehr die einzigen „Reisenden“ auf vier Rädern in Marokko sind …


Ein wilder Sandsturm mit (in Folge) schweren Regengüssen treibt uns – durch wunderschöne Gebirgslandschaften um den Ort Tafraoute – der Atlantikküste entgegen. Wir lassen den staubig-sandigen Teil Marokkos mit etwas Wehmut endgültig hinter uns.


Bei Agadir erreichen wir das Meer, dem wir nach Norden folgen. Wohnmobile, Campingbusse, Wohnwägen. RentnerInnen aus halb Europa (vor allem aus Frankreich) scheinen den Winter hier zu verbringen. Nach den (touristisch) einsamen Wochen, die wir im Osten des Landes verbracht haben, ist diese Fülle an Touristen für uns ein starker Gegensatz zum bisher Erlebten. Doch die Strände sind ewig lang und wunderschön, die Lufttemperatur ist (auch nachts) angenehm und die Orte (vor allem Essaouira, wo wir uns gerade befinden) sind gemütlich und hübsch. Wir werden noch ein Weilchen an der Küste bleiben …

 

Liebe Grüße aus Essaouira,

Eure Schaudys unterwegs.